mit Holger Lappe

  • Sonntags um 18.15 Uhr
  • Holger Lappe untersucht für Sie die neuesten Produkte und Technologie-Innovationen aus der Multimediawelt.

Am Sonntag, 10. Juni 2001, im Multimedia-Check...

  • Stabil, flexibel & günstig - Linux kommt
    Erste Gehversuche mit der Windows-Alternative
    Der MultimediaCheck in dieser Woche mit einem Gast - nämlich mit Lenz Grimmer von der SuSE Linux AG in Nürnberg. Linux ist ein alternatives Betriebssystem, das sich inzwischen durchaus mit dem messen kann, was man vorinstalliert auf jedem PC mitgeliefert kriegt - es ist aber noch sehr viel mehr als nur ein Betriebssystem. Was gehört noch dazu?
    Lenz Grimmer: "Eine ganze Sammlung von Anwendungen wie Grafikprogramme, Sound-Applikationen, E-Mail-Programme, Web-Browser - eigentlich ist aus allen Sparten von Software in dem Paket etwas mit dabei, so dass man eine Auswahl hat und sich die mal anschauen kann. Linux ist darüber hinaus eine Philosophie, weil es im Unterschied zu anderen Betriebssystemen eine freie Software ist. Das heißt, man hat nicht nur die Programme selbst, sondern auch den noch den Programm-Code, der dahinter steht. Man kann also frei selber mit entwickeln, wenn man das möchte."
Suse Linux

Linux-Distributoren wie SuSE sammeln die Software-Einzelteile, verpacken sie schön und liefern sie ordentlich sortiert auf einer CD-ROM. Ist Linux inzwischen auch für Einsteiger geeignet?
 
Lenz Grimmer: "Mittlerweile auf jeden Fall. Gerade in der Vorzeit hat Linux immer den Ruf gehabt, eher was für Experten zu sein. Eine heute gängige Linux-Distribution kann eigentlich auch von einem nicht technisch versierten Anwender installiert werden."

Windows ist auf jedem neuen PC schon drauf - warum könnte man umsteigen wollen?
Lenz Grimmer: "Viele Anwender schwören auf Linux schon alleine wegen der Stabilität des Systems - also selbst wenn eine einzelne Anwendung mal abstürzen sollte: das gesamte Betriebssystem wird eigentlich so gut wie nie in den Abgrund gezogen. Und der große Vorteil ist eben: Es ist ein freies Betriebssystem; ich muss also nicht eine Lizenz pro Rechner kaufen, sondern ich kaufe ein Paket und kann das dann auch in der gesamten Firma auf den Rechnern installieren, ohne mich in irgendeiner Form strafbar zu machen."

Bei SuSE Linux findet man sich gut zurecht - mit dem Paket kommen grafisch ansprechende Handbücher, in der Profi-Version ganze sieben CDs UND eine DVD. Seit dem 11.Juni gibt es die neue Version SuSE Linux 7.2, erhältlich im Buch- und Computerhandel. Der empfohlene Verkaufspreis für SuSE Linux 7.2 Personal (3 CDs, drei Handbücher und 60 Tage kostenfreier Installationssupport) beträgt 89 Mark. SuSE Linux 7.2 Professional, das sich mit sieben CDs, fünf Handbüchern und 90 Tage kostenfreiem Installationssupport eher an erfahrene Computer-Freaks richtet, kostet 129 Mark. Man kann das Ganze vollkommen risikolos auch auf einem Windows-Rechner ausprobieren. Linux lässt sich parallel installieren und lässt die Windows-Partition unberührt.
Mehr Infos unter www.suse.de


Am Sonntag, 3. Juni 2001, im Multimedia-Check...

  • Internet und Mobilfunk geschickt verknüpft -
    Die Dating-Plattform Loop-Date-Pilot
    Montag ist BladeNight-Tag. Und spätestens am Mittag stellt sich die bange Frage: Hält das Wetter oder wird´s regnen? Die Veranstalter treffen also bis 14 Uhr die verbindliche Entscheidung - BladeNight ja oder nein. Nur wie erfährt München davon? Klar, Radio hören. Charivari ist der Blade Night-Sender Münchens. Man kann sich diese Info aber auch als SMS auf´s Handy schicken lassen. Man meldet sich Internet unter www.muenchner-bladenight.de an und kriegt dann den SMS-Newsletter - möglich gemacht durch den Blade Night-Sponsor Nokia.
    Internet verknüpft mit Mobilfunk - eine wirklich sinnvolle Geschichte. Aber natürlich ist in diesem Bereich noch weitaus mehr möglich. Stichwort: SMS-Chat. Chatten kennt man vom Internet: Man schreibt etwas und der andere hat´s sofort auf seinem Bildschirm. Für´s Chatten braucht man aber einen Computer - schade nur, dass man den nicht überall mit hin nehmen kann. Wer zuhause an seinem Rechner sitzt, der kann nicht mit jemandem chatten, der gerade unterwegs ist. Eine echte Marktlücke, die die Mobilfunkfirmen erkannt haben. Zum Beispiel Viag Interkom. Auf der Seite www.loop.de gibt es den sogenannten Loop-Date-Pilot. Eine Internet-Plattform zum Kennenlernen Chatten und Flirten.

Screenshot - loop

Das Besondere: Auch das Handy wird mit einbezogen. Wenn im Internet für den Flirter eine Mail eingeht, dann wird er per SMS benachrichtigt und kann dann entscheiden, ob er per SMS oder WAP weiterflirtet. Unverbindlich anschauen kann man sich das Ganze unter http://www.loop.de/loop/index.html?popup=scooter
Der DatePilot ist eine interessante Geschichte, die endlich mal die Möglichkeiten des Handys nutzt - denn sind wir mal ehrlich: Nutzen Sie regelmäßig den WAP-Browser in ihrem Mobiltelefon? Na, eben. Aber hoffentlich haben Sie (oder noch schlimmer: Ihre Tochter!) nicht zu viele Bekannte, denn Chatten per Handy kann ganz schön ins Geld gehen.


Am Sonntag, 27. Mai 2001, im Multimedia-Check...

  • Let it stream...
    Videoangebote im Internet

    Video on demand - ein Zauberthema, das lange keins war, weil die Verbindungen ins Internet einfach zu langsam waren. Wunschfilme per Mausklick auf den Computer. Die Filmindustrie hält sich bislang noch zurück, deshalb wird privat getauscht was das Zeug hält - natürlich illegal. Darüber haben wir vor einigen Monaten an dieser Stelle gesprochen. Inzwischen gibt´s auch ganz legale Angebote und wir haben uns mal auf die Suche gemacht.
    Kleiner Zeitsprung ins Jahr 1977: Nastassja Kinski verführt ihren Klassenlehrer in der legendären Tatort-Folge "Reifezeugnis". Kennt jeder - wird auch regelmäßig im Fernsehen wiederholt. Aber wie wär´s zur Abwechslung mal mit der amerikanischen Fassung - die gibt´s nämlich auch und zwar im Internet. Gratis abrufbar unter www.cinemapop.com. Da gibt´s auch alte Folgen von Bonanza. Spass macht das Ganze nur, wenn man DSL zuhause hat. Oder eine schnelle Verbindung in der Firma. Das Video-Streaming boomt - also das Abspielen von Filmen ohne dass man vorher die kompletten Daten herunterlädt. Bei www.cinemapop.com gibt´s aber meist alte Filme und etwas exotischere Produktionen. Volker Zota hat sich für das Computermagazin c´t mit dem Thema beschäftigt.
    "Also, es gibt einige aktuelle Angebote, sogar vom letzten Jahr, allerdings sind das meist Flops in den Kinos gewesen. Ansonsten gibt es sehr viel ältere Angebote, das reicht von Klassikern aus den Fünfziger Jahren bis hin zu Filmen aus den Achtzigern und auch Neunzigern, allerdings sind diese dann auch meist kostenpflichtig."

    Aktuelle Hollywood-Produktionen gibt´s auch im Internet - aber nicht auf den offiziellen Seiten.
     
    "Aktuelle Kinofilme gibt es eigentlich nur über illegale Wege, sprich, man versucht sich an beliebigen Suchmaschinen oder Napster ähnlichen Tauschbörsen, bei denen es auch Filme gibt. Der letzte Schrei und auch die beste Methode, tatsächlich Filme zu bekommen, sind so genannte FXP-Foren und zugehörige FTP-Server, über die man ganz normal einen Download anstossen kann und große Wahrscheinlichkeit besteht, dass dieser auch vollständig auf der heimischen Festplatte ankommt."
     
    Deutschland ist so ein bisschen rückschrittlich, was das angeht - es gibt bei uns keine legalen Möglichkeiten, aktuelle Filme gegen Bezahlung aus dem Netz zu ziehen. Das liegt vor allem daran, dass die Netze noch zu langsam und die Datenmengen zu groß sind, um Filme in guter Qualität aus dem Internet zu beziehen. Und gute Qualität ist die Voraussetzung, denn für Ruckelbilder in Briefmarkengröße wird keiner bezahlen wollen.
    Aber jetzt die Gewissensfrage: Rechner hochfahren, ins Internet gehen und dann den Film am Schreibtisch auf dem Monitor gucken - oder im Wohnzimmer DVD einlegen und den großen Fernseher genießen. Was ist Ihnen lieber?

    Links:
    www.heise.de/ct
    www.cinemapop.com

Am Sonntag, 20. Mai 2001, im Multimedia-Check...

  • Der Deal mit den DotWins -
    Wie die Deutschen zum Fernsehen erzogen werden

Haben Sie auch schon mal ProSieben eingeschaltet und einen DotWin auf Ihren Fernseher geklebt? Und?Hatten Sie dabei ein ungutes Gefühl? Im Internet kursieren schreckliche Gerüchte über die DotWins. Da heißt es, die DotWins spionieren. Sie hätten einen Chip eingebaut - den sogenannten CC128-A2 Controller - und sie können erkennen, wie viele Leute vor dem Fernseher sitzen und sogar welches Programm und welche Sendung gerade angeschaut wird. Dahinter steckt angeblich die niederländische Fernseh-Forschungs-Gruppe "tv miles international". Klingt komisch, oder? Wir haben mal nachgeforscht. tv miles gibt es wirklich - das ist eine Firma, die bei uns in München sitzt. Kopf der Firma ist der Tölzer Thomas Hohenacker. Er kann über die Internet-Gerüchte nur schmunzeln.
"Das war natürlich eine lustige E-Mail, die da umgegangen ist. Da sieht man mal, wie gut das Internet funktioniert. Also da ist natürlich kein Chip drin; das kann jeder sehen. Und es hat auch nichts mit Spionage zu tun; wir wollen auch nicht wissen, was die Leute während dem Fernsehen machen. Sie können weiter mit ihrer Freundin schmusen oder Bier trinken. Wir wollen einfach den Leuten zusätzlich Spaß und Unterhaltung beim Fernsehen bieten."

50 Millionen DotWins werden in Deutschland in Umlauf gebracht. In erster Linie geht es bei dieser Mammut-Aktion darum, die Leute vor den Fernseher zu bringen. Pro7 zeigt jeden Tag DotWin-Sendungen, die vorher angekündigt werden. So sollen die Zuschauer ganz gezielt zu bestimmten Zeiten vor den Fernseher gelockt werden. Anreiz sind die wertvollen Preise, die es zu gewinnen gibt. Und so schaut zum Beispiel auch jemand die Serie "Klinikum Berlin Mitte", der überhaupt nicht "Klinikum Berlin Mitte" angucken will - und das Schlimme: Aus lauter Angst, irgendwas verkehrt zu machen, wird auch bei der Werbung nicht umgeschaltet, obwohl da gar kein DotWin-Symbol eingeblendet ist. Dabei ist in so einem DotWin wirklich nichts Gefährliches drin - und schon gar kein Chip. Dafür bürgt der Erfinder selbst mit seinem Namen.
"In dem DotWin ist ein Film, der in der Lage ist, seine Farbe zu verändern - je nachdem, welche Farben oder welche Lichtwellen eben von dem Fernsehbildschirm kommen - an dieser bestimmten Stelle, an der der DotWin aufgeklebt ist. Der Film in dem DotWin verändert sich dann kontinuierlich während einer Sendung und wir können das dann mit einer Kamera lesen wie sich der Film verändert hat und dann können eben die Leute gewinnen, die die Sendung auch tatsächlich gesehen haben."

Also, keine Angst vor dem DotWin - der guckt ihnen nicht in die Wohnung rein und ob aufgeräumt ist oder nicht, ist ihm auch vollkommen gleich. Außerdem: Man kann auch zu gleichen Chancen OHNE Dotwin teilnehmen - zum einen indem man die eingeblendeten Symbole am Ende jeder Sendung zählt, auf eine Postkarte schreibt und einschickt - oder indem man telefonisch teilnimmt.

Grafiken: Pro7
Infos: www.prosieben.de/dotwin